Ausstellung im Helmhaus Zürich 11. Mai bis 1. Juli 2012

Der Dialog ist die Keimzelle der Arbeitsweise des Schweizer Künstlers San Keller (*1971). Kaum ein Gesprächsformat – vom Verkaufsdialog bis zum Verhör – das der Konzept- und Aktionskünstler nicht bereits in eine Arbeit einfliessen liess. Die Ausstellung «Spoken Work» würdigt Kellers bereits sehr umfangreiches Gesamtwerk als ein gesprochenes. Ein Werk, bei dem aber der Künstler, so zeigen gerade die neuesten Arbeiten, immer weniger selbst das Sagen hat. Dafür seine vielfältigen Gesprächspartnerinnen und -partner umso mehr.

 

Digestiv (Karaoke), 2012 Installation bestehend aus 5 Karaoke-Stationen

Die BesucherInnen sind angehalten, Gespräche, die San Keller mit Besuchern der Kunsthalle Fridericianum geführt hat, nach dem Karaoke-Prinzip nachzusprechen. Die Dialoge wurden nicht im Ausstellungsraum aufgezeichnet, sondern auf Verdauungsspaziergängen auf dem Vorplatz der Institution.

 

Einsicht, 2012 Installation

Eine Tür führt in ein wenig glamouröses Hotelzimmer. Es steht exemplarisch für das temporäre Domizil, in dem Künstlerinnen und Künstler bei Ausstellungsprojekten im In- und Ausland oft untergebracht werden. Man darf hier mitten im intimen Setting den Gedanken von Künstlern beim Einschlafen lauschen.

 

Der Beruf des bildenden Künstlers, 2012 Videodokumentation einer Aktion an der Berufsmesse Zürich, 17:21 Min.

Keller fragte verschiedene Künstlerkollegen an, den von ihm gemieteten Stand an der Berufsmesse Zürich für je einen Tag zu betreuen. Sie sahen sich mit dem Auftrag konfrontiert, ihren Beruf im Kontext von bodenständigen Metiers wie Gärtner oder Bäcker zu positionieren und zu den bohrenden Fragen fast sämtlicher Oberstufenschüler des Kantons Zürich Stellung zu nehmen.

 

 

Berufsbild, 2012 Installation, 9 Fahnen a100 x 480 cm, befestigt an der Fassade des Helmhaus Zürich; Videorückprojektion. «Meditation», Videorückprojektion «Desktop», je 170:35 Min.

In Vorbereitung auf die Teilnahme an der Berufsmesse Zürich hat Keller Künstlerkollegen aufgefordert, verbindliche Werte für den Beruf zu definieren, und liess diese in ein Manifest einfliessen. Die Beliebigkeit dieses Dokuments und die nur spärlichen Reaktionen darauf an der Berufsmesse wiederum veranlassten San Keller zu einer nächsten Aktion: Diesmal versammelte er seine Berufskolleginnen zu einer Meditation in einem Klotener Business-Center. Erneut fanden sich die Künstler in einer ungewohnten Situation: Wieder konnten sie nicht ihre individuellen künstlerischen Fähigkeiten ausspielen, sondern waren angehalten, im Kollektiv über den Beruf des bildenden Künstlers nachzudenken. Das Finden einer bildlichen Lösung – eigentlich eine Spezialität von Künstlern – wurde dabei sogar outgesourct: Das Zürcher Grafikbüro NORM war über Skype Zeuge der Meditation und übersetzte diesen Input in Bilder. Die Bildlösungen spielen die Rolle einer Repräsentation des Künstlerberufs gegen aussen. Auf Fahnenstoff gedruckt, hängen sie an der Fassade des Helmhaus.

 

 

 

Quelle Texte: Handout zur Ausstellung, Helmhaus Zürich

Quelle Bilder: schichtwechsel