Barbara Batliner wusste schon früh, dass sie Kindergärtnerin werden wollte. Nach einem Au-Pair-Aufenthalt in Florenz mit 17 Jahren absolvierte sie das Kindergartenseminar Luzern und später die Berufsmatura mit Schwerpunkt Gestaltung. Ein Praktikum in einem Strassenkinderprojekt in Bolivien wurde zu einer weiteren prägenden Erfahrung. Seit über 20 Jahren arbeitet sie nun als Kindergärtnerin in Liechtenstein und setzt sich seit einigen Jahren für einen ersten öffentlichen Waldkindergarten in Liechtenstein ein. In der Freizeit ist sie gerne in der Natur, liest und ist immer für spontane und einfache Abenteuer zu haben. Barbara Batliner stammt aus Schaanwald, lebt heute mit ihrer Familie in Eschen und ist 45 Jahre alt.

Wo und wie sind Sie aufgewachsen?

Herrlich unkompliziert in einem Quartier am Waldrand mit vielen Kindern.

 

Könnten Sie Ihren Werdegang schildern?

Au-Pair Florenz, Kindergartenseminar Luzern, Praktikum mit Strassenkindern in Bolivien, Berufsmatura Gestalten.

 

Gab es bestimmte Ereignisse oder Stationen, die für Ihren Werdegang prägend waren?

In meinem Leben gab es einige Erfahrungen, die für mich sehr prägend waren. Die Ereignisse haben mit Kindern zu tun. Als ich mit 17 Jahren ohne italienische Sprache in Florenz für drei Kinder zuständig war, war ich sehr gefordert. Es war für mich ein neues Erlebnis, ganz alleine ohne meine Familie an einem neuen Ort zu leben. Doch die Offenheit der Kinder in Florenz hat es mir leicht gemacht. Sie waren die Brücke zu einem neuen Leben das voller neuer Abendteuer war.

Auch in meinem Praktikum in Bolivien haben mir die Kinder die Türe für eine für mich neue Kultur geöffnet.

Gab es bestimmte Personen, die für Ihren Werdegang prägend waren?

Renate, meine erste Arbeitskollegin in einem Doppelkindergarten, war sehr prägend für mich. Sie hatte viel mehr Erfahrung im Unterrichten wie ich. Ihre Liebe zu den Kindern, ihr Vertrauen in die Entwicklung der Kinder haben mich immer wieder berührt. Sie hat ihr ganzes Wissen mit mir geteilt.

Wir konnten zusammen neue Ideen und Projekte entwickeln und umsetzen. Dieses freie und offene Denken hat mir Energie gegeben und viel Freude bereitet. Die Kinder gaben uns immer direkte Rückmeldungen auf unsere Arbeit.

 

Hat Sie Ihr Umfeld in Ihrem Werdegang unterstützt?

Meine Eltern haben mich im allem sehr unterstützt.

 

Welchen Tätigkeiten gehen Sie derzeit nach?

Kindergärtnerin, Mitarbeit im Verein Natur(t)raum. Der Natur(t)raum ist ein Verein, der Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Naturerlebnisse anbietet.

Naturtraum-Team

Erfüllt Sie das, was Sie derzeit machen?

Die Arbeit mit den Kindern erfüllt mich schon seit über 20 Jahren. In meinem Beruf kann ich meine Kreativität und mein ganzes Wissen einbringen. Die Kinder geben mir immer ein authentisches Feedback, sie sind sehr ehrlich und ungefiltert und das mag ich.

 

Denken Sie, dass Sie einen Einfluss darauf haben, ob Ihre Tätigkeiten erfüllend sind?

Ich denke, ich habe einen sehr starken Einfluss darauf, ob meine Tätigkeit erfüllend ist. In meiner Arbeit ist die Gestaltung der Zeit sehr offen und dieses Kreativsein und Im-Moment-Sein macht einfach Freude. In meiner Tätigkeit brauche ich eine gute Vorbereitung und Vorwissen. Danach ist es wichtig, sich mit dem Wissen und den Kindern in einen offenen Prozess zu begeben. Mutig sein für das Unplanbare öffnet oft speziell schöne, unvergessliche und berührende Momente.

 

Was oder wer inspiriert Sie im Alltag?

Menschen, meine Fantasie, lesen.

 

Was oder wer gibt Ihnen im Alltag Kraft und Energie?

Familie, Natur, mein inneres Feuer und Schoggi.

 Es gibt «magische Momente», in denen alles zu passen scheint. Momente, die erfüllen, inspirieren und Kraft geben. Momente, die bestätigen, dass sich der Einsatz lohnt und dass das, was man macht, sinnhaft und wertvoll ist. Haben Sie solche Momente in Bezug auf Ihre eigenen Tätigkeiten schon erlebt?

Es war Herbst und ich war mit meiner Kindergartengruppe auf den Weg zu unserem Waldplatz. Ich hatte viele Ideen und Materialen für den Waldmorgen im Kopf und im Rucksack. Da stiessen wir plötzlich auf ein totes Eichhörnchen, das auf unserem Weg lag. Mit dem Betrachten des Eichhörnchens und den Fragen der Kinder ging es plötzlich um das Thema wie der Tod… und so kamen wir ins Philosophieren… ein wirklich inspirierender Moment. Mit Kindern multipliziert sich ein magischer Moment.

Privat ergeben sich für mich magische Momente mit Menschen und immer wieder in der Natur.

Tun Sie aktiv etwas dafür, damit sich solche magischen Momente einstellen können?

Meist passiert es spontan und unerwartet.

 

Gibt es Momente, in denen Sie an dem, was Sie machen, zweifeln?

Manchmal gibt es Tage im Kindergarten in denen die Kinder laut, streitig und anstrengend sind. Dann komme ich manchmal ins Verzweifeln.

 

Können Sie schwierigen Momenten rückblickend etwas Positives abgewinnen?

Schwierige Momente in meinem Leben haben mich gelehrt, persönlichen Prozessen zu vertrauen, geduldig zu sein und loszulassen.

 

Möchten Sie mit Ihren Tätigkeiten etwas zur Gesellschaft beitragen?

Mit dem Eintritt in den Kindergarten beginnt für das Kind die Schullaufbahn in der Primarschule. Das Kind wird in den sozialen Kontext des Kindergartens aufgenommen und wird in die Welt des schulischen Lernens eingeführt.

Gerne möchte ich den Kindern in ihrer Zeit im Kindergarten vier für mich wichtige Werte für das Leben mitgeben. Diese sind Gleichwürdigkeit (auf Augenhöhe miteinander sein), Integrität (Grenzen respektieren), Authentizität (bei sich sein) und Verantwortung (hilf, es mir selbst zu tun).

 

Ist Ihnen die Anerkennung von anderen Personen bzw. von der Öffentlichkeit wichtig?

Ich freue mich immer über Feedback.

 

Gibt es etwas, das Sie derzeit besonders beschäftigt?

Nicole Frommelt und ich möchten gerne einen Anstoss dazu geben, einen staatlichen Waldkindergarten in Liechtenstein zu eröffnen. Durch unser gemeinsames Projekt sind wir immer wieder mit dem Thema Kindergarten im Wald und deren Umsetzung beschäftigt. Dieser Prozess macht einfach Freude.

 

Wofür sind Sie im Leben besonders dankbar?

Menschen, die ganz überraschend und unkompliziert Türen für die Idee des Waldkindergartens geöffnet haben.

Dieses Interview ist Teil des Projekts «Magic Moments» des Kunstvereins Schichtwechsel, in dessen Rahmen Menschen zu ihrem Werdegang, ihren Tätigkeiten sowie magischen und schwierigen Momenten befragt werden.

Das Projekt wird gefördert durch die Kulturstiftung Liechtenstein und die Stiftung Fürstl. Kommerzienrat Guido Feger.

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