Ursula Federli-Frick absolvierte 1982 bis 1985 die Töpferlehre bei Keramik Schaedler in Nendeln. Nach Jahren des Reisens und einem Werkjahr des Kulturbeirates für Performance in New York wurde sie sesshafter. Heute arbeitet sie als Keramikerin, unterrichtet an der Kunstschule, betreut das Keramikatelier im Resch, gibt Kurse bei Bodmer Ton und ist auch im Bereich Erwachsenenbildung tätig. Ursula Federli-Frick präsentiert ihre Werke regelmässig an Ausstellungen und Keramikmärkten. Sie ist 55-jährig und lebt mit ihrem Mann und ihrem 17-jährigen Sohn in einem alten Bauernhaus in Altstätten.

Wo und wie sind Sie aufgewachsen?

Unbequem in Balzers.

Meine erste Ausstellung bei Kuspi, 2012

Könnten Sie Ihren Werdegang schildern?

Zum Töpfern kam ich aus Zufall. Meine Mutter hatte gehört, dass Keramik Schaedler einen Lehrling sucht. Ja, und dann hats bereits beim Schnuppern gepasst. Mein Lehrmeister Ferdi Kranz lehrte mich das Töpfern als traditionelles Handwerk. Ich sass stundenlang an der Töpferscheibe und stellte Gebrauchsgeschirr her. Ich liebte diesen Beruf auf Anhieb. Nach der Lehre trieb es mich weg. Ich ging allein auf lange Reisen und erkundete die Welt. Rückblickend war es wohl eine Suche nach einer Bestimmung oder einer Berufung.

 

Gab es bestimmte Ereignisse oder Stationen, die für Ihren Werdegang prägend waren?

Es war eher wie ein plätscherndes Bächlein… die Ereignisse verflossen immer wieder ineinander.

 

Gab es bestimmte Personen, die für Ihren Werdegang prägend waren?

Nicht bestimmte Personen, sondern vielmehr eine Fülle an Begegnungen, die mich auf meinem Schaffensweg inspiriert haben.

Schmauchbrandköpfe

Hat Sie Ihr Umfeld in Ihrem Werdegang unterstützt?

Es stand mir sicher niemand im Weg – das war schon mal gut.

 

Welchen Tätigkeiten gehen Sie derzeit nach?

Bin viel im Wald, bei meiner Mutter, koche mit meinem Sohn, trinke Bier mit meinem Mann, unterrichte Keramik, giesse Porzellanbecher, erforsche alte Glasuren und beobachte, was in mir und ausserhalb alles so passiert.

 

Erfüllt Sie das, was Sie derzeit machen?

Ja sehr. Das eine führt zum anderen. Ich bin frei, unabhängig und kann Beruf, Freizeit, Familie vereinen. Das lässt meine Kreativität fliessen.

«Alchemist» Ausstellung in der Galerie Dosera, 2020

Denken Sie, dass Sie einen Einfluss darauf haben, ob Ihre Tätigkeiten erfüllend sind?

Ja, die Arbeit nimmt einem niemand ab. Für mich gilt grundsätzlich, die Balance zu finden zwischen Herausforderung und Überforderung.

«Keramik neu verformt» Ausstellung im sLandweibels, 2012

Was oder wer inspiriert Sie im Alltag?

Die Natur sowie Menschen und ihr Schaffen sind für mich eine nie versiegende Inspirationsquelle.

 

Was oder wer gibt Ihnen im Alltag Kraft und Energie?

Das Leben selbst und meine Neugierde.

 

Es gibt «magische Momente», in denen alles zu passen scheint. Momente, die erfüllen, inspirieren und Kraft geben. Momente, die bestätigen, dass sich der Einsatz lohnt und dass das, was man macht, sinnhaft und wertvoll ist. Haben Sie solche Momente in Bezug auf Ihre eigenen Tätigkeiten schon erlebt?

Wenn plötzlich ein inneres Bild erscheint, das die Idee eines neuen Werkes augenscheinlich macht, ich dann alle technischen Schwierigkeiten bewältigen konnte und wenn es dann gut präsentiert ist. Aber auch wenn beim Unterricht eine befruchtende Dynamik entsteht – der Austausch mit den Studentinnen und Studenten bereitet mir grosse Freude.

Florenz, 2020

Tun Sie aktiv etwas dafür, damit sich solche magischen Momente einstellen können?

In der Unterrichtsituation hilft, wenn ich ein gutes «mise en place» habe. Und dann: fokussiert bleiben, dranbleiben.

 

Gibt es Momente, in denen Sie an dem, was Sie machen, zweifeln?

Die Zweifel kommen eher, wenn ich es nicht mache. Und dann gilt: «Keep calm and carry on.»

«Steter Tropfen höhlt den Stein», Installation im alten Bad Pfäfers/Taminaschlucht, 2020

Können Sie schwierigen Momenten rückblickend etwas Positives abgewinnen?

Die schwierigen Momente haben mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Die Komfortzone verlassen ist entscheidend fürs Wachstum.

«Jasmina und Nico», 2020

Gibt es etwas, was Sie rückblickend anders machen würden?

Wahrscheinlich gibt es ein paar Fehlentscheidungen, aber eigentlich ist es nicht von Belang.

 

Möchten Sie mit Ihren Tätigkeiten etwas zur Gesellschaft beitragen?

Im Töpferunterricht spüre ich immer wieder, welch positive Wirkung diese Tätigkeit auslöst – das ist sinnstiftend und befriedigend.

Tag der offenen Tür an der Kunstschule Liechtenstein

Ist Ihnen die Anerkennung von anderen Personen bzw. von der Öffentlichkeit wichtig?

Am liebsten hätte ich, wenn es nicht so wäre. Aber es ist schon ein Anschubser, das kann ich nicht abstreiten.

«Hold on» Installation mit Liedertext von Tom Waits

Wie gut können Sie von dem, was Sie beruflich tun, leben?

Wir führen ein bescheidenes Leben und können dieses mit unseren gemeinsamen Einkünften finanzieren.

 

Gibt es etwas, das Sie derzeit besonders beschäftigt?

Das, was im Moment auf der ganzen Welt abgeht, ist so unfassbar. Deshalb verliere ich mich derzeit gerne in Details, schaue genauer hin und schätze auch kleine Schritte.

«Sang de boeuf», Ochsenblut Glasur auf Porzellan

Gibt es etwas, womit Sie sich in Zukunft gerne (verstärkt) beschäftigen würden?

Ich knüpfe an dem an, woran ich arbeite. Ein Thema ist dabei die Alchemie in den Glasuren.

Kupfermattglasur aus dem Rakuofen

Wofür sind Sie im Leben besonders dankbar?

Dass ich trotz meines unkonventionellen Lebensstils ein schönes Daheim und eine super, kleine Familie haben darf.

Interview
Laura Hilti, April 2021


Links

Website: www.uff-keramik.com

 

Credits
Fotos: Peter Fuchs, Nicolaj Georgiev, Ursula Federli

Dieses Interview ist Teil des Projekts «Magic Moments» des Kunstvereins Schichtwechsel, in dessen Rahmen Menschen zu ihrem Werdegang, ihren Tätigkeiten sowie magischen und schwierigen Momenten befragt werden.

Das Projekt wird gefördert durch die Kulturstiftung Liechtenstein und die Stiftung Fürstl. Kommerzienrat Guido Feger.

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