Welches Menschenbild man selbst hat, kann man leicht anhand dieses Tests von Tom Postmes, Professor für Sozialpsychologie in Groningen, feststellen:

Ein Flugzeug muss notlanden und bricht in drei Teile. Die Kabine füllt sich mit Rauch. Allen Insassen ist klar: Wir müssen hier raus. Was passiert?

• Auf Planet A erkundigen sich die Passagiere, ob es dem Sitznachbarn gut geht. Personen, die Hilfe benötigen, bekommen Vortritt. Die Menschen sind bereit, ihr Leben zu opfern, auch für Fremde.
• Auf Planet B kämpft jeder für sich. Panik bricht aus, es wird getreten und geschubst. Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen werden niedergetrampelt.

Frage: Auf welchem Planeten leben wir?

97 Prozent glauben, dass wir auf Planet B leben, sagt Postmes. Aber tatsächlich leben wir auf Planet A. Es spiele keine Rolle, aus welchem Milieu die Befragten kommen. Linke und Rechte, Arme und Reiche, unge- bildete und gebildete Menschen – jedem unterlaufe der gleiche Fehler in der Beurteilung.

Selbst die bekanntesten Katastrophen der Geschichte spielten sich auf dem Planeten A ab. Zum Beispiel der Untergang der Titanic. Wenn man den Film sieht, glaubt man, dass alle in Panik gerieten und sich gegenseitig aus dem Rettungsboot schubsten. Aber Augenzeugen berichteten, dass es «keine An- zeichen von Panik oder Hysterie» gab. Oder der 11. September 2001. Überlebende berichteten von Rück- sicht und Hilfsbereitschaft. Dass Menschen von Na- tur aus egoistisch, panisch und aggressiv sind, ist ein hartnäckiger Mythos.