«Theorie scheint aus dem aktuellen Ausstellungsgeschehen kaum mehr wegzudenken. Raumtexte zeugen davon genau so wie Folder, Eröffnungsreden, Ausstellungstitel, Rahmenprogramme und nicht zuletzt die künstlerische Produktion. Und das ist leider nicht immer gut so. Sehr oft dienen Theoriezitate nämlich keineswegs einer sich selbst nicht ausnehmenden Kritik oder der Dekonstruktion von Selbstverständlichkeiten. Referenzen auf Foucault, Deleuze, Derrida, Spivak, Rancière und viele andere, die im Ausstellungszusammenhang gerade Konjunktur haben, erfüllen vielmehr nicht selten die Funktion, dass bestehende Vorstellungen von Kunst, Objekten und Ausstellungen so bleiben können, wie sie sind: vielsagend und kompliziert. Diese gängige Praxis der Theorieanspielung scheint neben der Produktion von Wert und Bedeutung vor allem distinktiv wirksam zu werden. Wer die Zitate nicht versteht, versteht doch, dass es da scheinbar etwas zu verstehen gäbe, demgegenüber ein Mangel spürbar bleibt.»

Sternfeld, Nora (2009): Undoing Theory. Kuratorisches Wissen und Handeln als kritische Praxis. In: Bildpunkt. Zeitschrift der IG Bildende Kunst.