Anna Ospelt ist in Vaduz aufgewachsen. Mit Mitte Zwanzig publizierte sie erstmals in der Basler Unizeitung Gezetera und im Literaturmagazin NARR. Weitere Erfahrungen im Literaturbetrieb machte sie über Praktika bei den Verlagen Suhrkamp und Aufbau, als studentische Mitarbeiterin im Literaturhaus Basel undjournalistische Exkurse. Die erste journalistische Monographie «Sammelglück» erschien 2015 im Bucher Verlag, das erste literarische Buch, «Wurzelstudien» 2020 im Limmat Verlag. Aktuell ist sie in einer Übergangsphase. Sie hat einen Brotjob und schreibt daneben. Bald kann sie sich wieder mehr der Literatur und Literaturvermittlung widmen. Unter anderem plant sie den Aufbau eines Jungen Literaturhauses gemeinsam mit dem Literaturhaus Liechtenstein. Anna Ospelt lebt in Vaduz und ist 33 Jahre alt.

Wo und wie sind Sie aufgewachsen?

In Vaduz, ich habe öffentliche Schulen besucht und das Gymnasium mit Schwerpunkt Kunst und Pädagogik abgeschlossen. Mit 18 war es dann sehr wichtig, aus der «Provinz» auszubrechen.

 

Könnten Sie Ihren Werdegang schildern?

Eigentlich wollte ich Kunst studieren, bin aber in Luzern nicht in den Vorkurs hineingekommen – über diesen Umweg kam ich auf das Soziologie-Studium in Basel. Dieses ist mir eine sehr gute Denk- und Recherchebasis, hier habe ich enge Freundschaften geschlossen.

Erste literarische Publikationen hatte ich Mitte zwanzig in der Basler Unizeitung Gezetera und im Literaturmagazin NARR, das war sehr wichtig für mich. Weitere Erfahrungen im Literaturbetrieb machte ich über Lektoratspraktika bei den Verlagen Suhrkamp und Aufbau, als studentische Mitarbeiterin im Literaturhaus Basel, über journalistische Exkurse usw. Meine erste journalistische Monographie «Sammelglück» erschien 2015 im Bucher Verlag, mein erstes literarisches Buch, «Wurzelstudien», 2020 im Limmat Verlag.

Gab es bestimmte Ereignisse oder Stationen, die für Ihren Werdegang prägend waren?

Das literatur- und kunstaffine Umfeld in Basel. Ganz wichtig waren auch die Zeiten in Berlin, insbesondere das Verlagspraktikum bei Suhrkamp und die Zeit als Writer in Residence am Literarischen Colloquium Berlin Dadurch ist Berlin für mich eine durch und durch literarisch geprägte Stadt, es ist gut, solche Orte zu haben.

 

Gab es bestimmte Personen, die für Ihren Werdegang prägend waren?

Es gibt diverse Für- und Widersprechende. (Widerspruch ist genauso wichtig wie Zuspruch.)

 

Hat Sie Ihr Umfeld in Ihrem Werdegang unterstützt?

Meine Familie und mein Freund sind sehr unterstützend, auch viele Freunde. Im Studium hatte ich ein sehr literaturnahes, künstlerisches Umfeld und erstaunlicherweise sind einige Personen daraus nun in der Literatur-, Kunst- oder Theaterwelt aktiv und weiterhin wichtige Gesprächspartnerinnen und -partner. Das ist gewiss sehr motivierend und nicht zuletzt auch wichtig, wenn man das Wort «Netzwerk» in den Mund nehmen will – allerdings hat das wenig mit jenem sterilen «networking» zu tun, das in Business-Ratgebern angepriesen wird.

Welchen Tätigkeiten gehen Sie derzeit nach?

Gemeinsam mit dem Literaturhaus Liechtenstein baue ich ein Junges Literaturhaus auf. Ausserdem gebe ich ab kommendem Sommer auch Schreibworkshops für Erwachsene und Seniorinnen und biete Lektorat an. Konkret an einem neuen Buch schreibe ich aktuell nicht, aber ich arbeite an meinen Gedichten, an Übersetzungen und versuche, täglich ein paar Sätze in meinem Schreibheft zu notieren.

 

Erfüllt Sie das, was Sie derzeit machen?

Ich bin wie oben erwähnt gerade in einer beruflichen Übergangsphase. Aber die Aussicht auf meine baldigen Tätigkeiten in der Literaturvermittlung, die Aussicht, die Erfahrungen aus der eigenen Schreibpraxis weiterzugeben und mich zugleich didaktisch weiterzuentwickeln, freut mich sehr.

 

Denken Sie, dass Sie selbst darauf einen Einfluss haben, ob Ihre Tätigkeiten erfüllend sind? Falls ja, welche Strategien haben sie, um dies zu gewährleisten?

Ja. Selbstfürsorge und Regelmässigkeit, dem eigenen kreativen Arbeiten Raum zu verschaffen, sind gewiss sehr wichtig.

 

Was oder wer inspiriert Sie im Alltag? Haben Sie Strategien, um die Chancen zu erhöhen, dass es inspirierende Momente gibt?

Ich denke, das allerwichtigste ist es, regelmässig zu arbeiten und sich täglich Nischen zu schaffen, in denen der Blick offen ist. Im besten Fall arbeitet man täglich künstlerisch, auch wenn es an sehr vollen Tagen nur eine Viertelstunde ist. Und wenn es «nichts» ist, das man produziert – dann «skizziert» man eben, wichtig ist, dass der Stift in Bewegung bleibt.

 

Was oder wer gibt Ihnen im Alltag Kraft und Energie? Haben Sie Strategien, damit Sie zu genug Kraft und Energie kommen?

Ich finde viel Ausgleich in der Natur, gehend, mit Roman und Haiku. Arbeits- und internetfreie Sonntage sind Gold wert. Zudem kann ich hier eine erst kurzfristig erprobte Strategie teilen: Seit bald drei Monaten praktiziere ich tägliches Freewriting. Wenngleich es manchmal nur 10 Minuten sind, die ich dasitze und schreibe, hat das einiges an Schwung in mein Schreiben gebracht – und das Gefühl, «drin» zu sein, im Schreiben – das spendet viel Energie.

 

Es gibt Momente, in denen alles zu passen scheint. Momente, die einen erfüllen, inspirieren und die einem Kraft und Zuversicht gehen. Momente, die einen darin bestätigen, dass sich der Einsatz lohnt und dass das, was man macht, sinnhaft und wertvoll ist. Haben Sie solche «magischen Momente» in Bezug auf Ihre eigenen Tätigkeiten schon erlebt? Wenn ja, könnten Sie solche Momente beschreiben und erklären, warum sie für Sie magisch waren?

Ich hatte vor drei Jahren ein dreimonatiges Stipendium als «writer in residence» in Berlin. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mit so viel Freiraum umzugehen. Nachdem ich aber jeden Tag damit begann, zu einem See zu radeln, um den See zu joggen und dann zu schwimmen, hatten meine Tage eine Struktur. Und da ich dadurch bald sehr ausgeruht und fit war, Zeit für meine Gedanken und das Schreiben hatte, haben sich mit der Zeit diese «magischen» Momente eingestellt – ich würde sie nicht magisch nennen, sondern schlicht als Zufälle bezeichnen, die ich einfing. Diese finden sich in meinem Buch «Wurzelstudien». Will man magische Momente erleben, so glaube ich, muss man den Zufällen in seinem Leben Raum geben, um sie wahrnehmen zu können.

 

Tun Sie aktiv etwas dafür, damit sich solche «magischen» Momente einstellen können?

Ich habe solche Momente natürlich nicht ständig, aber ich bin davon überzeugt, dass sich diese bei jeder und jedem einstellen können, wenn man dem eigenen Denken und Schauen Raum gibt, offen für Zufälle ist, und gewillt ist, dranzubleiben. Dass Kunst zufällig und kurzfristig passiere, mag meinetwegen hin und wieder der Fall sein, will allerdings jemand ein Werk erschaffen, braucht es meines Erachtens in erster Linie sehr viel Zeit, Raum und noch mehr Freude, Fleiss und Durchhaltevermögen.

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