«Wenn ich eine Farbe auftrage, dann hat diese Farbe ihre eigene Intensität, doch sie hat auch eine Form. Sie muss eine Form haben. Man kommt nicht darum herum. Und das bedingt den nächsten Schritt. (…) Es geht darum, stets ein neues Gleichgewicht zwischen Farbe und Bedeutung herzustellen.»

«Gedichte sind klein und kompakt. Und meine Leinwandbilder sind genauso. (…) Im Grunde genommen sind sie visuelle Gedichte.»

 

Adnans Malerei kennt keine Hierarchie zwischen Primär- und Mischfarben; ihr Kolorit ist reich und leuchtend. Die mit einem Spachtel aufgetragene Farbe fügt sich in klar konturierten Flächen zu beinahe architektonisch anmutenden Bildordnungen […]. Etel Adnans Bilder entstehen in einem Malvorgang, ohne Unterbrechung und ohne nachträgliche Korrekturen.

In ihren Faltbüchern, die Etel Adnan seit 1964 entwickelt, greifen Zeichnung, Dichtung und der Prozess des Schreibens selbst unmittelbar ineinander. Zusammengefaltet, sind diese Leporellos kleine, intime Bücher. In voller Länge ausgefaltet, werden sie zu Raumobjekten.

Die Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv gibt mit über 50 Malereien aus allen Schaffensperioden, mit ausgewählten Tapisserien, Paravents, Faltbüchern sowie einem Super-8-Film einen Überblick über die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen Etel Adnans. Die Künstlerin entschied sich für den Ausstellungstitel «La joie de vivre», die Freude am Leben, und betont damit den Statement-Charakter ihrer Kunst: als Entscheidung für das Leben an sich.

Als erste Schweizer Institution präsentiert das Museum Haus Konstruktiv eine Einzelausstellung der 1925 in Beirut geborenen Künstlerin Etel Adnan, die zu den grossen Entdeckungen der dOCUMENTA (13) zählt. Adnan hat mit ihren kleinformatigen Malereien, Tapisserien, Faltbüchern und Super-8-Filmen die Kunstwelt erobert. Bekannt wurde sie zunächst jedoch als Schriftstellerin, Dichterin und Kulturredakteurin. Zu ihren wichtigsten Publikationen zählen der Roman «Sitt Marie Rose» (1977), für den sie den «Prix de l’amitié franco-arabe» erhielt, der Gedichtband «Arabische Apokalypse» (1980) und das Künstlerbuch «Reise zum Mount Tamalpais» (1986). Ihre ersten Malereien entstanden Ende der 1950er Jahre in den USA, wo sie nach ihrem Philosophie-Studium (an der Sorbonne, in Berkeley und in Harvard) als Dozentin tätig war.

Ausstellung im Haus Konstruktiv: 29. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016

Trailer zur Ausstellung

 

Die libanesische Malerin Etel Adnan | Kunscht! (4:49min)

 

In Conversation with Artist Etel Adnan, IMMAIreland
(auf Englisch, 15:50min)

 

Quelle Text und Bilder:
Haus Konstruktiv