«Es gab eine Zeit, wo immer das Neue zählte. […] Das Neue gibt es nicht mehr. Es gibt nur so etwas wie das Wahrhaftige. Also Authentizität und Intensität.»

«Die Kunst ist und in die Wiege gelegt – als Gestaltungsmittel. Gestalten, das nennen wir ja auch Kreativität. Ob der eine General wird, Banker, ob der Schuhmacher zum Schuhfabrikanten wird, Prada, ob einer, der Motoren gern hat, zum genialen Ingenieur wird, das sind alles Gestaltungsformen. Der Künstler verwendet symbolische Formen. Dadurch, dass er symbolische Formen verwendet, schafft er Werke, die auch fortschrittsunabhängig sind. Die besten Kunstwerke sind immer gegenwärtig, auch wenn sie tausend Jahre alt sind.»

«Ein Künstler – der braucht das Gespräch. Und das Gespräch findet viel zu wenig statt. Sogar an den Akademien sind die Professoren gar nicht mehr so bereit, sich mit ihren Studenten wirklich auseinanderzusetzen. Und unter Kollegen machen sie es auch nicht, weil niemand dem anderen ans Schienbein pinkeln will. Und dann kommt noch etwas hinzu: es gibt keine Kritik mehr. Es gibt nur noch Information. Und das hat auch seine Gründe. Und so ist der Künstler oft unglaublich allein.»

«Wenn man eine Vermittlungsaufgabe übernimmt und sich dabei wohl fühlt, hilft man einem Künstler, die Welt, die er schafft, den anderen mitzuteilen, diese Welt, die er schafft, zu zeigen. Wenn die Welt ein bisschen sperrig ist, dann kann man den Betrachter auch auf den Weg führen, Einblick in diese Welt zu bekommen.»

«Die Sicherheit hat man, wenn man eine innerliche Gewissheit hat. Man weiss, was man tun will, aber immer, wenn man zu stark eine Vorstellung von etwas hat, zu wenig Spielraum lässt – den Werken und den Künstlern –, kann es schiefgehen. Und das eine oder andere Mal […] ist es schiefgegangen. Ich war nicht auf einen Stil eingeschworen, ich war auf die Qualität eingeschworen, soweit man das damals immer auch in der Gegenwart erkennen konnte, aber mich hat immer das Spektrum interessiert.»

«Ich denke, die beste Kunst war zu jeder Zeit erklärungsbedürftig. Das ist so.»

«Insofern muss der Museumsdirektor auch ein Früherkennungssystem in sich tragen und fragen, wo passieren die Dinge, die möglicherweise in der Zukunft von Bedeutung sein können. Man muss das mit aller Bescheidenheit tun und wer dies nicht so tut, den bestraft das Leben.»

«Ich glaube, Vermittlung ist nur der Versuch, eine Geschichte zu erzählen, die vom anderen aufgegriffen, anders erzählt wird und überhaupt: jeder erfindet seine eigene Geschichte.»

 

Künstler Luciano Castellis Erinnerungen an Jean-Christophe Ammann

«Die Einflüsse waren, dass er die ganze Kunst nach Luzern gebracht hat und sich nicht nur um die internationalen Künstler gekümmert hat, sondern vor allem die Innerschweizer gefördert hat. Das hat eine irre gute Stimmung gegeben. Und er hat halt einfach das ganze Künstlerische in die die Innterschweiz gebracht, was sich einfach auf die Stadt und die Menschen ausgewirkt hat.»

 

Zitate aus dem Film «Der Kunstimpresario» von Edith Jud, Sternstunde Kunst 11.10.2015

 

Der Kunstimpresario Jean-Christophe Ammann

Jedes Kunstwerk ist zu jeder Zeit erklärungsbedürftig: Dies war einer der Grundsätze des im September verstorbenen Ausstellungsmachers Jean-Christophe Ammann. Drei Museen hat er zu internationalem Ruf verholfen – Luzern, Basel und Frankfurt. Ein Filmporträt von Edith Jud.

Als Kurator und Theoretiker hat der am 13. September verstorbene Jean-Christophe Ammann (1939-2015) das europäische Kunstgeschehen während fünfzig Jahren aktiv mitgeprägt. Als einen der schillerndsten Anwälte der Gegenwartskunst würdigte ihn die Neue Zürcher Zeitung – als ein Anwalt allerdings, «der nicht nur Verteidiger war, sondern ebenso Ankläger».

In Hommage an den Schweizer Kunstvermittler zeigt die Sternstunde Kunst das 2009 entstandene Filmporträt «Der Kunstimpresario» von Edith Jud. Der vom Schweizer Radio und Fernsehen produzierte Film ist eine Zeitreise mit Jean-Christophe Ammann quer durch die jüngere europäische Kunstgeschichte, sowie in seine Biographie und Gedankenwelt.

 

Quelle Text und Bilder:
SRF Sternstunde Kunst, 18.9.2015