SEPTEMBER 1967: Mein Pflegebruder nimmt mich in den Arm und will mich nicht mehr loslassen.

JULI 2006: Mein Vater sagt mir zum ersten Mal, dass er stolz auf mich ist. Eine Last fällt von mir ab.

OKTOBER 1975: Meine Mutter weint und sagt: «Jeder von uns packt einen Koffer mit 25 Kilo, alles andere müssen wir hier lassen. Ich gehe lieber nach Brasilien mit euch, als noch ein Kind in Mosambik zu verlieren.» «Sind wir jetzt auch Flüchtlinge, Mutter?» «Ja, aber wir leben.»

MÄRZ 2008: Meine Grossmutter küsst mich das letzte Mal auf die Stirn.

SEPTEMBER 1994: Das ist Liebe – noch heute liebe ich ihn.

MÄRZ 1970: Ich breche das Medizinstudium endgültig ab und entschliesse mich, Lehrer zu werden.

DEZEMBER 2008: Ich muss von einer Stunde auf die andere ins Spital und fokussiere zwangsmässig nur noch auf Lebenserhaltendes.

MÄRZ 2009: Meine drei Kinder eröffnen mir gemeinsam, dass ich in einigen Monaten zum ersten Mal Grossvater werde.

FEBRUAR 1944: Mein Vater nimmt sich krank und depressiv das Leben. Seine Eltern geben meiner Mutter die Schuld. Einmal kommt der Grossvater aus Kiew mit einer Pistole zu meiner Mutter, um sie zu töten. Mein kleiner schweizer Grossvater erklärt dem russischen Hünen ganz ruhig, er solle die Waffe weg legen und nach Hause gehen. Wir Kinder schauen zu.

AUGUST 1993: Nik, kaum geboren, macht in meinen Armen den letzten Atemzug.

APRIL 2004: Im Fernsehen ein Tanzstück von Pina Bausch: Am liebsten würde ich sofort meine Koffer packen, um in Wuppertal von dieser faszinierenden Frau zu lernen.

MAI 1994: Ich hänge mein Germanistikstudium an den Nagel und habe keine weiteren Pläne. Niemand will mich zur Vernunft bringen.

MAI 1966: Mein kleiner Bruder ist plötzlich gelähmt. Bin ich schuld daran?

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Was ist wichtig? Was war wichtig? Was sind, von heute aus gesehen, wichtigste Ereignisse meines Lebens? Welches Portrait entsteht, wenn ich genau zehn Ereignisse schildern kann?

Auf www.zehn-wichtigste-ereignisse-meines-lebens.net entsteht eine redaktionell betreute Sammlung, die nach und nach wächst: Ein Ort, an dem nur von Ereignissen die Rede ist, die für einen Menschen zu den wichtigsten gehören.

«Zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens» beginnt mit zwei ineinandergreifenden Formaten: als web-basierte Sammlung und als Kunst-Plakat-Aktion – beide Formate wollen die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, selber zur Sammlung wichtigster Ereignisse beizutragen.

Die Plakat-Aktion befällt spezielle Orte und portraitiert Menschen, die mit diesem Ort zu tun haben. Von einer Liste wird ein Plakat im Weltformat als Unikat gestaltet – an jedem Ort hängen verschiedene Plakate, entsteht jeweils ein eigenes, ortsspezifisch komponiertes Arrangement von Lebensläufen. Erster Ort für die Plakat-Aktion ist 2013 das Theater, wobei sowohl Theaterschaffende als auch Theaterzuschauer portraitiert werden. In Koproduktion mit «ACT – 30 Jahre Berufsverband der freien Theaterschaffenden» findet sie an wichtigen Orten des freien Theaters in Basel, Luzern, Zürich, Bern, Aarau und Chur statt.

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Quelle Text:

matsstaub.com

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Quelle Bilder:

www.erinnerungsbuero.net