Dass Sie nur Kunst aus Israel sammeln, gibt es dafür einen politischen Grund?

Nein, es liegt einfach daran, dass ich nicht viel reise und es mir wichtig ist, dass ich eine Beziehung zu dem Künstler aufbauen und dadurch besser verstehen kann, was er macht. Das geht hier, wo ich lebe, aber nicht im Ausland. Das Kaufen von Künstlern aus Israel hat wohl auch mit der Zeitung und meinem Anspruch zu tun, sich mit unserer heimischen Kultur zu befassen. Hinzu kommt, dass ich erfahren habe, dass sich die Mühe lohnt. Bei uns gibt es genügend Talente. Sammeln macht Sinn, insofern es den Künstlern hilft, ihrer Tätigkeit nachzugehen. Sie müssen verkaufen, um Künstler zu sein, und Moneygram locations mir liegt es am Herzen, es hier in Israel zu machen. Es gibt noch einen weiteren, mit meiner Verlagserfahrung verknüpften Aspekt, nämlich den, dass viel Kunst politisch und Ausdruck der Lage und der menschlichen Zustände in Israel ist. Nehmen wir zum Beispiel eine Skulptur von Sigalit Landau. Ich sah sie in einer Ausstellung über das Thema der Arbeit in irgendeinem unbedeutenden Museum. Die Skulptur ist eine Stehtoilette, wie sie früher benutzt wurde. Wenn ich mich nicht täusche, so war die Skulptur ihr eigenes Modellstück, es war wie eine Frau, die sich hinkniet. Inhaltlich geht es darum, wie weibliche ausländische Arbeitskräfte in Israel behandelt werden. Das ist das Allerschlimmste. […]

Auszug aus einem Interview mit Heinz-Norbert Jocks im Kunstforum International, Band 211 „Die heilige Macht der Sammler II“, Oktober – November 2011, S. 178.

Amos Schocken, 1944 in Tel Aviv geboren, Studium der Ökonomie und Statistik in Israel und während der 60er Jahre der Betriebswirtschaft in den USA, ist Verleger der Tageszeitung „Haaretz“. Sie gehört zu der von Salman Schocken 1934 nach seiner Ankunft in Palästina gegründeten, von 1939 bis 1990 von dessen Sohn Gershom Schocken bis zu seinem Tod und seit 20 Jahren nun wiederum von dessen Sohn Amos geführten „Haaretz“-Gruppe. Lange Zeit vollständig im Besitz der Schocken-Familie, erwarb im August 2006 der Verlag M. DuMont Schauberg insgesamt 25 Prozent der Anteile. Heute ist die Gruppe nach Umsatz Israels zweitgrößtes Medienunternehmen. Amos Schocken, ein sensibler, bescheidener und sympathischer Graukopf mit leiser Stimme, der so jung geblieben ist, weiss, wovon er spricht. Wie sein Vater engagiert er sich für die Liberalität des Blattes und ist dafür bei vielen in seinem Land nicht besonders beliebt. Doch ihm geht es um die ganze Wahrheit, auch in Zeiten höchster Anspannung. Nun ist Amos Schocken nicht nur Verleger, sondern auch Kunstsammler. Während sein Großvater, ein Kenner, Mäzen und Hüter des Kulturerbes, vor allem Rembrandt, Dürer, van Gogh und den deutschen Expressionismus vorzog, widmet sich sein Enkel im Wesentlichen der zeitgenössischen palästinensischen und israelischen Kunst.

 

Quelle Interview und Biographie: Kunstforum International

Quelle Bild: www.tabletmag.com