VIDEOEX International Experimentalfilm & Video Festival Zürich

26 May – 3 June 2012

 

R.I.P. Forever Mike Kelley

 

Destroy All Monsters

Donnerstag, 31. Mai 2012 22.00h, Festivalkino Cinema Z3

1973 bildeten die Kunststudenten Mike Kelley, Jim Shaw, Niagara und der Filmemacher Cary Loren DAM, eine experimentelle Punkband, die neben Musik auch Fanzines, Filme und Videos produzierte. Unter dem Einfluss von Jack Smith und George Kuchar kreierten sie Filme aus einer explosiven Mixtur von kitschigen Bildern, Clips aus alten Horror- und Science-Fiction-Filmen mit seltsamen Animationen. Es entstanden giftige Collagen aus Popkultur-Abfällen. Das ganze unterlegt mit psychedelischem Noise Rock und donnernden Drone-Klängen – eine Kultband.

a selection from early DAM film films 1971-1976

 

Grow Live Monsters Cary Loren, US 1995, 16mm on DVD, 60:00 min

Der gleichnamige Godzilla-Film diente als Namenspatron für die um Cary Loren formierte Band «Destroy All Monsters». Latexkostüme, Monsterszenarien und schräge Bühnenbilder inspirierten die Musiker gleichermassen wie Filme von Ken Jacobs, Andy Warhol und Jack Smith. Aus diesen üppigen Ingredienzien entstand eine Serie schriller, trashiger Kurzfilme, welche 1995 unter dem Titel «Grow Live Monsters» veröffentlicht wurde. Gedreht wurden die Filme zwischen 1971 und 1976 auf 8mm, Super 8 und 16mm. Der radikale DAM-Sound und abscheulich-schöne Bilder eröffnen eine burlesk-groteske Welt.

 

 

Early Videoworks

Sonntag, 27. Mai 2012 14.15h, Festivalkino Cinema Z3

 

Kappa Bruce and Norman Yonemoto in collaboration with Mike Kelley, 1986 , DVD, 26:00 min

In «Kappa» trifft der Mythos des Ödipus auf eine japanische Sagengestalt: Kappas, grüne Kobolde, leben in Gewässern und verfügen über aussergewöhnliche, vom Wasser gespeiste Kräfte. Der von Kelley verkörperte Kappa jedoch ernährt sich vom Blut junger Frauen und ringt mit seiner Eingliederung in die Gesellschaft. Perversion und Begehren, Trieb und Katharsis: Gespickt mit Zitaten von Bunuel und Freud und Anspielungen auf die Popkultur werden Elemente aus der psychoanalytischen Sexualtheorie in höchstem Masse stilisiert und pervertiert dargestellt. Wie gestört ist das menschliche Verhältnis zur Sexualität in unserer medialisierten Welt?

 

 

Family Tyranny/Cultural Soup Paul McCarthy with Mike Kelley, 1987, DVD, 15:03 min

«Ich bin der Vater, du der Sohn»: mit diesen Worten wurde Mike Kelley von Paul Mc Carthy im Fernsehstudio begrüsst, in dem «Family Tyranny/Cultural Soup» entstand. Durch einen Trichter wird einer Styroporpuppe die weisse Masse einverleibt, die während dem ganzen Film gerührt und geknetet wird. «My daddy made me do this. You can do this to your son, too.» Das Maul wird gestopft. Repressive Familienstrukturen, Missbrauch und Gewalt, inszeniert in einem an Do-it-yourself-Shows erinnernden Setting, wo schonungslos in dunkle Ecken der Gesellschaft geleuchtet wird.

 

Blind Country Mike Kelley and Ericka Beckman, 1989, DVD, 19:57 min

Inspiriert durch H.G. Wells Kurzgeschichte «The Country of the Blind» entstand «Blind Country» in Zusammenarbeit mit Ericka Beckman. In Wells’ Vorlage kommt ein Sehender in ein Dorf voller Blinder und wird besessen von der Macht, diese zu beherrschen und zu unterwerfen. Beckman und Kelley spielen mit den sexuellen, geschlechterspezifischen und rassistischen Konnotationen dieser Geschichte und lassen einen kastrierten, clownesken Helden durch eine nunmehr sinnliche, mystisch-weibliche Landschaft taumeln.

 

 

Quelle Titelbild: RDuJour

Quelle Texte & alle anderen Bilder: International Experimental Film & Video Festival Zürich